Amplification for Preamps & Modelling

Liberty Music ist seit Jahren spezialisiert auf die Bedürfnisse von Jazz-Gitarristen und damit auf ein Klang-Genre, das man am besten mit „Real Clean Tone“ beschreiben kann. Begonnen hat das mit Henriksen Jazz Amps. Verstärker, die ganz auf neutrale + unverzerrte Wiedergabe gebaut sind und trotzdem extrem warm klingen. Die Lautsprecherwahl bei Henriksen kam aus der ursprünglichen Absicht von Bud Henriksen, eine Verstärker für Kontrabass zu bauen. Somit kam als Lautsprecher der Eminence Beta ins Spiel. Als die Jazz-Gitarristen merkten, wie ideal dieser Amp für Jazz ist, kam irgendwann noch ein Hochtöner dazu. Dabei war der Eminence Beta nicht nur aus Bassboxen + PA-Anlagen bekannt, sondern wurde ja auch mal im Fender 4x10 Bassman (Silverface?) verbaut, einem legendären Amp unter  E-Gitarristen.

Bezugnehmend auf den Beitrag von Jörg Kramer (weiter unten), ein technischer Hinweis zur Abrenzung zwischen Lautsprecher und Tweeter bei Henriksen Jazzamps: Die Eminence Beta tragen hier die Hauptlast der Wiedergabe, einschliesslich der Hochmitten. Die Trennfrequenz der Weiche ist so eingestellt, dass der Tweeter erst darüber einsetzt. Es gibt also in dem zentralen Klangbereich keine Überlagerungen, Überhöhungen oder Auslöschungen. Trotzdem schalten wir (bei Liberty Music) den Hochtöner aus, wenn wir den Henriksen mit Verzerreren oder Modeller spielen. Das wird uns ansonsten zu harsch.

Früher – bevor es Liberty Music gab :-) - spielten Jazzgitarristen alles mögliche. Wer einen Polytone hatte war glücklich. Ansonsten wurde alles eingesetzt, von Fender Twin bis zum 100W Marshall etc. Da Jazzer relativ leise spielen, fingen die Röhren bei den grossen Amps halt nicht an zu zerren, dafür fehlte aber die Wärme im Ton. Dazu kamen die Lautsprecher in diesen Amps, die halt alle ihre Mittenüberhöhung haben.

Überwiegend aber spielten die Jazzer Akustik-Verstärker. Die gab es immerhin zu kaufen und haben ein lineares Klangbild. Aber für den Jazzpuristen klingen sie viel zu harsch, klirrend, Hifi-mässig…. Dazu gehen sie bei magnetischen Tonabnehmern in höheren Lautstärken gerne in die Knie.

Wer mich kennt weiß, dass ich bei Gitarren zwischen „traditionellem“ und „modernem“ Jazzton unterscheide. Der Henriksen ist neutral, repräsentiert aber doch den traditionellen Ton. Seit es den Henriksen Head gibt habe ich nach Lautsprechern für offene Boxen gesucht, die neutral klingen. Damit kam der Jensen Tornado (N10/100 TR 10" 100W) ins Spiel. Der Ton dieser Lautsprecher, in Verbindung mit einer offenen Box ist dann im Klang eher "modern".

Alles weitere erklärt Jörg Kramer:

Ein paar Gedanken zur Liberty Music Special Version des Raezer’s Edge Audio Flux

by: Jörg Kramer

1. Problemstellung

Beim relativ jungen Feld der Verstärkung von Modelling-Geräten herrscht am Markt die Idee vor, dies müssemit FRFR (Full range, flat response) geschehen, d.h. also mit Verstärkern, die den ganzen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz abdecken…

Um das zu erreichen, braucht man 2-Wege-Systeme, d.h. einen Basslautsprecher und einen Höheneinheit (meist ein Tweeter, die mit einer Frequenzweiche (Crossover) getrennt werden. Und genau da liegt die Probleme für uns (elektrische) Gitarristen:

  • Durch die Trennung in 2 unterschiedliche Lautsprechersysteme leidet die Ortung des Gitarrentons und damit das Spielgefühl. Außerdem ist die dynamische Reaktion hinsichtlich der Verstärkung der Attack bzw. des Anschlags sehr weit von der eines Gitarrenlautsprechers entfernt.
  • Die Trennfrequenz der meisten Monitore sind auf Gesang ausgerichtet, d.h. die für Gitarristen so wichtigen Hochmittenfrequenzen (HMF-Band) werden zumeist zwischen den beiden Lautsprechern aufgeteilt, d.h. der bei Gitarrenamps gewohnte Druck wird sich nicht einstellen.
  • Verschiedene Gitarren-Amptechniken wie z.B. das Nutzen des Sweetspots oder gezieltes Ausnutzen von Feedback sind schwierig bis unmöglich zu realisieren, weil der Tweeter alles zerstört (oder bei hohen Pegeln der Gitarrist den Tweeter zerstört).

Dazu kommt noch, dass suggeriert wird, dass billige Monitorlösungen ausreichend zur Verstärkung eines Modellers wären…was sie nicht sind.

Sicherlich gibt es Lösungen wie die Combos von Henriksen, bei denen das Crossover perfekt für uns Gitarristen eingestellt ist und der Tweeter so nahe am Basstöner sitzt, dass die Ortung gewährleistet ist. Und man kann den Tweeter auch abschalten, um die ganz bösen Sounds zu fahren.

Aber wäre es nicht schön, eine genau auf die Bedürfnisse hinsichtlich Sound und Spielgefühl optimierte Lösung zu haben?

2. Überlegung

Man sollte sich dringend ins Bewusstsein rufen, dass wir Modellern Simulationen von GITARRENAMPS und GITARRENLAUTSPRECHER verstärken. Schaut man sich die Frequenzgänge beliebter Kombinationen an (z.B. Fender Twin mit Jensen, Marshall mit Celestion etc.), wird man schnell feststellen, dass sich da oberhalb von ca. 6-8 kHz vergleichsweise wenig tut, d.h. das Signal oberhalb dieser Frequenzen ist ca. 8 mal leiser als die Mittenbänder des Signals. Isoliert man nun das Band oberhalb 8 kHz (was btw. nur 1 Oktave von 8-16 kHz ist) und hört es sich an, stellt man fest, dass dort so gut wie kein Nutzsignal, sondern fast ausschließlich hochfrequentes Rauschen zu hören ist…weswegen man bei Gitarrenaufnahmen zumeist einen HiCut-Filter (also ein Filter, der alles oberhalb einer eingestellten Frequenz abschneidet) in dem Bereich einsetzt, um ihn herauszufiltern. Bei den Standardeinstellungen vieler Modeller wird ebenfalls ein Hi-Cut bei 8 kHz bei den Speakersims verwendet.

Wenn man nun noch berücksichtigt, dass die höchste Frequenz einer 24-bündigen E-Gitarre (also das e im 24. Bund der hohen E-Saite) 1.318 Hz (also 1,3 kHz) beträgt, wir also bei 8 kHz schon in der 6. Harmonischen Obertonreihe sind , sollten diese 8 kHz also durchaus ausreichend sein…

3. Die Lösung

Mit diesem Wissen kann der gitarristische Nutzen eines FRFR-Systems zumindest oberhalb von 8 kHz für die Darstellung von E-Gitarrenverstärkern und Lautsprechern in Frage gestellt werden…Ich sehe den Vorteil, gewohntes Amp-Feel, Sweetspot und Rebound zu haben und gewohnte Spieltechniken wie gezieltes Koppeln einsetzen zu können als deutlich wichtiger an, als die letzte Oktave von 8-16 kHz linear zu verstärken, in der sich zum einen so gut wie kein Nutzsignal befindet und die ich als Musiker jenseits der 50 nur noch sehr bedingt, aber auf keinen Fall mehr linear wahrnehme.

Auf der anderen Seite brauchen wir aber eine Lösung, die das komplette Mittenspektrum so linear wie möglich darstellt, da wir ja wollen, dass die simulierten Amps und vor allem Cabs so klingen, wie die Originale nun mal klingen…und der Speaker unseres Modelling-Lautmachers da nichts verändern. Und natürlich soll der verwendete Speaker uns all das gitarristische Feeling geben, dass wir dringender brauchen als vollkommene tontechnische Perfektion.

Daher haben wir uns für den Jensen Tornado 10 entschieden, der einer der linearsten Gitarrenlautsprecher auf dem Markt ist, perfekte Attack bietet und nebenbei auch noch leicht ist. Und damit klingt die Raezer‘s Edge Audio Flux Liberty special einfach gut…und fühlt sich nicht nur wie ein echter Amp an, sondern sie spielt sich auch wie ein echter Amp.

4. Wo ist die Kröte?

Wie bei jeder Lösung gibt es auch einen Nachteil:

AKUSTISCHE Stahlsaiten-Gitarren brauchen Frequenzen bis etwa 10-12 kHz, denn in der Oktave von 6-12 kHz liegen die silbrigen Obertöne, die richtig gute akustische Gitarren erzeugen (für  akustische Gitarre bis 2k€ mit Piezo ist das irrelevant…). Aber eine solche Gitarre verdient imho einen richtig guten Akustikgitarrenverstärker….

Sie können durchaus gut mit dem Tornado 10 verstärkt werden (die Freuenzen oberhalb 8 kHz sind ja noch da, bloß leiser als bei einer FRFR-Lösung)….es mag das letzte Glitzern fehlen, aber dafür sind die Gitarren auch deutlich weniger feedbackanfällig. Und es stellt sich nebenbei die Frage, ob das verwendete Piezosystem dieses hohe Frequenzband überhaupt noch überträgt…was dein durchschnittliches System nicht tut. Und außerdem gibt es für die Fullrange-Lösung ja noch die Henriksen Combos….

Deshalb: Die Liberty Music Special Version des Raezer’s Edge Audio Flux ist die gitarristische Lösung für jeden, der mit seinem Modeller in erster Linie Gitarrenverstärkersounds erzeugt, und das sind etwa 95% der Gitarristen.

Also ARGR* (Amp-Range, Guitaristic-Response) statt FRFR….
(*) Geschützter Begriff

Jörg Kramer ist Gitarrist und Dipl. Audio-Engineer. Seit seiner Diplomarbeit 1998 beschäftigt er sich mit der Verstärkung und dem Recording von Gitarren und verfolgt seit 20 Jahren die Entwicklung von Ampmodelling und der damit zusammenhängenden praxisrelevanten Fragen und Lösungen.

Amplification for Preamps and Modelling


Raezer's Edge Audio Flux
Stereo Combo
Liberty Special
Details....
 

On the subject of preamp & modelling amplification

For years, Liberty Music has specialised in the needs of jazz guitarists and a sound that can best be described as "Real Clean Tone". It all started with the Henriksen Jazz amps. Amps that are completely built for neutral + undistorted reproduction and still sound extremely warm. Henriksen's choice of speakers came from Bud Henriksen's original intention to build a double bass amp. This is how the Eminence Beta came into play. When jazz guitarists realised how ideal this amp was for jazz, a tweeter was added. The Eminence Beta was not only known from bass cabinets and PA systems, but was also used in the Fender 4x10 Bassman (Silverface?), a legendary amp among electric guitarists.

See Jörg Kramer's post (below) for a technical note on the difference between tweeter and speaker in Henriksen Jazzamps: The Eminence Beta carries the brunt of the reproduction, including the high mids. The crossover's cut-off frequency is set so that the tweeter starts just above it. This means that there are no overlaps, exaggerations or cancellations in the mid-range. However, we (Liberty Music) switch off the tweeter when playing the Henriksen with distortion or modelling. Otherwise it gets too hard for us.

In the old days - before Liberty Music existed :-) - Jazz guitarists played all kinds of things. If you had a polytone, you were lucky. Otherwise they used anything from a Fender Twin to a 100W Marshall, etc. Because jazz musicians play relatively quietly, the tubes in the big amps didn't start to rattle, but the warmth in the tone was missing. Then there were the speakers in these amps, which all have their midrange boost.

Most of the time, however, jazz musicians played acoustic amplifiers. You can buy them and they have a linear sound. But for the jazz purist, they sound much too harsh, jangly, hi-fi... .... They also like to kneel at higher volumes with magnetic pickups.

Anyone who knows me knows that I make a distinction between "traditional" and "modern" jazz sounds when it comes to guitars. The Henriksen is neutral, but still represents the traditional sound. Ever since the Henriksen head came out, I've been looking for open cabinet speakers that sound neutral. This is where the Jensen Tornado (N10/100 TR 10" 100W) came in. The sound of these speakers in combination with an open cabinet is more "modern".

Jörg Kramer explains the rest:

Some thoughts on the Liberty Music Special version of Raezer's Edge Audio Flux
By: Jörg Kramer

1. Problem Statement

In the relatively young field of amplification of modelling devices, the prevailing market idea is that this must be done with FRFR (full range, flat response), i.e. with amplifiers that cover the entire frequency range from 20 Hz to 20 kHz...

To achieve this you need 2-way systems, i.e. a woofer and a tweeter (usually a tweeter), separated by a crossover. And that's where the problems lie for us (electric) guitarists:

 Because of the separation into 2 different speaker systems, the localisation of the guitar sound and thus the playing feel suffers. In addition, the dynamic response in terms of attack gain is far removed from that of a guitar speaker.

The crossover frequency of most monitors is geared towards vocals, so the high-mid frequencies (HMF band) that are so important to guitarists are usually split between the two speakers, so the pressure that guitar amps are used to is not there.

Various guitar amp techniques, such as using the sweet spot or targeted feedback, are difficult or impossible to implement because the tweeter destroys everything (or, at high levels, the guitarist destroys the tweeter).

In addition, it is suggested that cheap monitor solutions would be sufficient to amplify a modeller... which they are not.

Of course, there are solutions like Henriksen's combos, where the crossover is perfectly adjusted for us guitarists and the tweeter is placed so close to the woofer that localisation is guaranteed. And you can switch off the tweeter for the really nasty sounds.

But wouldn't it be nice to have a solution that is optimised for your needs in terms of sound and feel?

2. Consideration

It's worth remembering that we modelers amplify simulations of GUITARAMPS and GUITARSPEAKERS. If you look at the frequency response of popular combinations (e.g. Fender Twin with Jensen, Marshall with Celestion, etc.), you will quickly see that there is comparatively little activity above about 6-8 kHz, i.e. the signal above these frequencies is about 8 times quieter than the mid bands of the signal. If you now isolate the band above 8 kHz (which is only 1 octave from 8-16 kHz) and listen to it, you will notice that there is almost no useful signal, but almost exclusively high frequency noise... why When recording guitar, for example, you will typically use a hi-cut filter (i.e. a filter that cuts off everything above a certain frequency) on this range to filter it out. The default settings of many modellers also use a hi-cut at 8 kHz for the speaker sims.

Considering that the highest frequency of a 24 fret electric guitar (i.e. the e at the 24th fret of the high E string) is 1,318 Hz (i.e. 1.3 kHz), so that at 8 kHz we are already in the 6th harmonic overtone series, these 8 kHz should be quite sufficient...

3. Solution

With this knowledge, the guitaristic benefit of an FRFR system can be questioned, at least above 8 kHz for the presentation of electric guitar amplifiers and speakers... I see the advantage of having the familiar amp feel, sweet spot and rebound, the familiar playing techniques and the ability to use the coupling much more important than the linear amplification of the last octave from 8-16 kHz, where on the one hand there is almost no useful signal and which, as a musician, I only have to a limited extent after the age of 50, but which is by no means perceived as more linear.

On the other hand, we need a solution that reproduces the entire mid-range spectrum as linearly as possible, because we want the simulated amps and especially the cabs to sound like the originals... and the loudspeaker of our modelling loudspeaker should not change anything. And, of course, the loudspeaker used should give us all the guitar feeling that we need more than absolute sonic perfection.

That's why we chose the Jensen Tornado 10, one of the most linear guitar speakers on the market, with perfect attack and light weight. As a result, the Raezer's Edge Audio Flux Liberty Special simply sounds good... and not only feels like a real amp, it plays like a real amp.

4. Where's the toad?

As with any solution, there is a downside:

ACOUSTIC steel-string guitars need frequencies up to around 10-12 kHz, because the silvery overtones that produce really good acoustic guitars lie in the octave of 6-12 kHz (this is irrelevant for acoustic guitars up to €2k with piezo...). But such a guitar deserves a really good acoustic guitar amplifier...

With the Tornado 10 you can amplify them quite well (the frequencies above 8 kHz are still there, just quieter than with an FRFR solution)..... The final sparkle may be missing, but the guitars are also much less susceptible to feedback. And by the way, the question arises whether the piezo system used still transmits this high frequency band at all... which your average system does not. And there are also the Henriksen combos for the full-range solution....

Therefore: The Liberty Music Special Version of the Raezer's Edge Audio Flux is the guitar solution for anyone who primarily creates guitar amp sounds with their modeller, and that is about 95% of guitarists.

So ARGR* (Amp-Range, Guitaristic-Response) instead of FRFR....
(*) Protected term

Jörg Kramer is a guitarist and sound engineer. He has been involved with guitar amplification and recording since his diploma thesis in 1998, and has been following the development of amp modelling and the associated practical issues and solutions for 20 years.